Ernst Gehmacher (Zukunftmitverantworten.org) 01. Dez. 2016
Jede Gemeinschaft, sei sie wirtschaftlich, kulturell oder ideell, benötigt als Kitt, Motor und Treibstoff die Urkräfte der sozialen Energie. Im Einzelmenschen dienen diese auf die Umwelt gerichteten Triebkräfte der Leidvermeidung und dem Glücksgewinn – in jedem Gemeinwesen über die persönliche Leistung und Aufwertung dem Erfolg des Miteinanders.
Alles solches energetische Geschehen zwischen Trieb und Psyche einerseits und Gemeinschaftsdynamik andrerseits ist großartig komplex. Es zu erfassen und zu steuern, war bisher immer das Privileg großer Führer und Verführer, schlauer Manipulation und echter Liebe – aus Berechnung und Intuition. Oft falsch, manchmal verbrecherisch.
Heute stehen zum erstenmal wissenschaftliche Theorien, Tests und Rezepte zur Verfügung: aus Psychoanalyse und Sozialkapitaltheorie, Motivforschung und Glücksforschung. Doch noch mehr als in der Medizin und in der Technik sollte hier bewusst sein, weder Wunderheilungen noch Patentrezepte sind für ein so komplexes Wirkungsfeld zu erwarten – und schon gar nicht fertig einzukaufen. Man muss lernen, im jeweiligen Bereich, damit umzugehen – aber mit professioneller Hilfe und Instrumenten der Messung und Selbstbeobachtung.
Der Königsweg dazu führt über vier Stufen (die 4 T):
- THEORIE: Kennenlernen des modernen Wissens um die Naturgesetze der sozialen Wirkkräfte im handlungsrelevanten Bereich (individuell angepasste Texte, Kleingruppen-Kurse, Schulungen);
- TESTS: Selbstbeobachtungs-Testverfahren, persönlich und für Gruppen, zur grundlegenden und fortlaufenden Erfassung des Standes und der Entwicklung des sozialen Kraft- und Wirkungsfeldes (freiwillige Teilnahme, womöglich von strukturell relevanten Gruppen, an der Messung von Sozialkapital, Motivation, Befinden und Stress-Bewältigung) mit interner Diskussion;
- TUN: aus Theorie und Tests abgeleitete Aktivitäten und Regelungen zur Steigerung und Nutzung der sozialen Beziehungen und Energien (Gruppendiskussion und Basis-Demokratie mit begleitender Wirkungsbeobachtung);
- TRAINING: Auch soziale Kräfte und Fähigkeiten, Kenntnisse und Leistungen – kurz Fitness und Fun – bedürfen ständiger, wohldosierter Übung und der gelegentlichen Erfolgs-Bemessung, auch im Wettbewerb (übergeordnete regelmäßige Tagungen mit Erfolgsvergleich verschiedener Sozialenergie-Gruppen).
Der Einstieg in ein solches Programm, gleich welcher Art und Größe – selbst für einen Kurs von Einzelnutzern –, erfolgt am besten über eine „Impuls-Gruppe“ von besonders kompetenten und engagierten Personen, in regelmäßigem Kontakt mit wissenschaftlicher Beratung. Der Aufwand an solcher externer Schulung, Beratung und Methoden-Hilfe sollte den geringsten Teil an Mühe und Spesen kosten und sich vorwiegend auf die Beistellung von Theorie und Tests beschränken.
Wie immer in einem „learning system“ von Kindergarten, Werkstatt und Schule bis zu Großunternehmen und Kirche – und erst recht in der Politik – hängt der Erfolg mindestens ebenso sehr von der Mobilisierung der sozialen Kräfte der Teilnehmer ab wie von Leistungsnormen und Fachkompetenz der Lehrenden und Leitenden. Erst in der Verbindung und Verzahnung zielgerichteter Effizienz mit intrinsischer Motivation kann sich nachhaltige Hochleistung entwickeln.
Als Organisation solcher Vorgangsweise bietet sich für dynamische, erfolgsorientierte „learning systems“ jeder Art und Größe die Kooperation eigener Netzwerk-Strukturen mit begleitender fachlicher Beratung und Assistenz an – die Kombination von „Innen“ und „Außen“. Eine erfolgs-gebundene Honorierung von klar formulierten Leistungen würde zu dieser Orientierung passen.