Nach einem Artikel von Ernst Gehmacher in „Soziologie heute“, Februar 2016, überarbeitet von H. Peter Degischer, 15.3.2016
Gesellschaftsordnungen werden nach ihren Leistungsmotivationen definiert: Sklavenwirtschaft durch Zwang mit Gewalt, Aristokratie durch Steigerung des Selbstwertgefühls der Adeligen mittels Ehrenordnungen, Marktwirtschaft durch Geld-Lohn und Konsum. Das beginnt schon in der Kindererziehung und bei der Schulbildung mit Zwang und Leistungswettbewerb, der sich in der Arbeitswelt fortsetzt im Selbstwertgefühl über die Lohnhöhe und das Konsumverhalten. Leistung ist dabei Mühe und Plage. Lust und Freude am Tun zählt man selten als Leistungsantrieb in der Arbeit. Für das Vergnügen steht die Freizeit zur Verfügung.
Die Glücksforschung formuliert „Glück ist Optimal-Belastung“ des Menschen durch seine innere, selbst gesetzte (intrinsische) Motivation, die lustvolle Anstrengung hervorbringt. Die wirklich großen und schöpferischen Leistungen kommen aus innerem Antrieb, aus Lust und Liebe: in Kunst, Wissenschaft, Menschlichkeit, aber auch beim einfachen Selber-Tun und Werken. Diese intrinsische Motivation stellt auch in der Erwerbstätigkeit ein Leistungspotenzial dar. R. Karazman1 fordert eine humanökologische Arbeitsdynamik, die mit Sinn erfüllt ist und mit Interesse geleistet wird, die Beziehungen zu Mitmenschen herstellt, die Anerkennung und Einbeziehung hervorruft.
In diesem Sinn wurde eine Umfrage entwickelt, die die persönliche Tendenz in der Leistungsmotivation erfassen kann: Wen bewundern die Österreicher? In der Beantwortung spiegeln sich nicht nur die Werte einer Gesellschaft sondern auch die persönlichen Triebkräfte und der Nachahmungsehrgeiz wider. Verdeutlicht wird das Ergebnis durch die Gegenüberstellung extrinsischer und intrinsischer Motivationen. Extrinsische Motivationsquellen können z.B. der Wunsch nach Belohnung (gute Noten, Bezahlung der Arbeit) oder das Vermeiden einer Bestrafung (schlechtes Prüfungsergebnis, Kündigung) sein. Diese psychologische Differenzierung zeigt die Bedeutung des inneren Antriebs für das nachhaltige Glücksgefühl des erfüllten Tuns im Kontrast zum kurzen Glücksrausch beim Gewinnen auf. In einer Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (http://www.sws-rundschau.at/html/was_ist_sws.html) bei einer kleinen Stichprobe (50) der ÖsterreicherInnen nach „Wie sehr bewundern Sie (sehr/eher schon/ mittelmäßig/eher nicht/ gar nicht) Personen, die…“ wurden die in der Tabelle zusammengefassten Anteile der positiven Einschätzungen für extrinsische und intrinsische Motivationen erhoben.
Umfrage-Ergebnis: Prozentanteile der positiven Einschätzungen (sehr und eher schon) der extrinsischen und intrinsischen Motivationen für Bewunderung von Leistungen :
Das Ergebnis sagt aus, dass die von öffentlicher Hochbewertung gestützten Leistungen extrinsischer Motivation i.A. weniger bewundert werden als die Leistungen aus innerem Antrieb. Nur in der höheren Bildung (2 Doktortiteln) und im erfolgreichen Unternehmertum wird äußerlicher Erfolg ähnlich geachtet wie Lernlust und Innovation, da für alle diese Leistungen auch der innere Antrieb unerlässlich ist. Auffallend ist die geringe Einschätzung der politischen Karriere (ParlamentarierIn) und dem Tragen modischer Kleidung, was auf Politik-Kritik bzw. auf alternative Ideale zurückgeführt werden kann. Von der Relation zwischen den beiden Motivationsarten ist anzunehmen, dass sie vorwiegend von der psychischen Formung in den persönlichen Lebensprozessen abhängt und daher stabil ist. Die Wertschätzung ist dominant sozial determiniert.
Die soziologische Bedeutsamkeit kultureller Treibkräfte aus der Motivationsorientierung ist hoch, gerade in der derzeitigen Phase des Wandels, die zu einer Schwerpunktverschiebung zur intrinsischen Motivation tendiert. Die kleine Teststudie zur Dimension von Glück, Leistung und Gemeinschaft stützt den sozialen Optimismus, dass große Teile der Gesellschaft gegen vorherrschende Dogmen der Konsum- und Leistungsgesellschaft Einsicht in die Potenziale der inneren Antriebe gewinnt. Auch für das individuelle Glück lohnt sich die Beachtung und Stärkung intrinsischer Motivationen im eigenen Leistungsbereich. Man sich immer wieder die Frage stellen: Was habe ich heute/gestern mit Lust und aus innerem Antrieb geleistet?
1 Rudolf Karazman: „Human Quality Management“, Springer Verlag, Heidelberg 2015